Montag, 13. August 2018

Janas Recap

Hallo ihr Lieben,
Als Lara mich fragte, einen Eintrag für ihren Blog zu schreiben, war ich erst skeptisch. Was interessiert es Andere, was ich hier mache? Aber nachdem ich mir ein paar Gedanken dazu gemacht habe, entschloss ich mich doch dazu, meine Au Pair-Geschichte zu erzählen. Vielleicht hilft es einigen von euch da draußen oder kann euch die Angst vor gewissen Situationen nehmen.


Mein Name ist Jana und ich bin 19 Jahre alt. Ich komme aus einem Dorf in Bayern, das ich im Juli 2017 verließ, um mein Au Pair Abenteuer zu starten. Die ersten Gedanken, ein Auslandsjahr nach meinem Abitur zu machen, kamen bei mir in der 10. Klasse auf. Dass dieses dann ein Au Pair Jahr wird, wurde auch relativ schnell klar, da ich mich sehr gerne um Kinder kümmere. Nachdem ich es dann mit meinen Eltern beredete und meine Mama überzeugt hatte, ging es für mich an die Bewerbung. Für diese habe ich mehrere Monate gebraucht, wurde aber dennoch rechtzeitig fertig, um den Frühbucherrabatt zu erhalten.





1.Hostfamily
Nach meiner Freischaltung im November 2016, hieß es für mich erstmal warten, warten, warten...Währenddessen habe ich mir überlegt, wie viele Kinder ich mir vorstellen könnte und in welchem Alter die Kinder sein sollten (2 Kinder, die so im Kindergarten-/Grundschulalter sind).
Anfang des Jahres 2017 hat sich die erste Gastfamilie bei mir gemeldet und ich war soooo aufgeregt. Ich habe mit der Familie geskypt und war völlig begeistert. Leider hat diese dann mit einem anderen Au Pair gematcht und ich war natürlich enttäuscht. Kurz darauf hat sich die zweite Familie bei mir gemeldet. Nachdem wir mehrere Male geskypt haben, haben sie mir die Fragen aller Fragen gestellt:"Would you like to become our Aupair?" 

Ich bin vor Freude durchs ganze Haus gerannt und habe schlussendlich mit ihnen gematcht. Die Familie bestand aus einem Vater, seiner Frau (Stiefmutter) und vier Kindern. Es waren drei Mädchen im Alter von 14, 12 und 9 Jahren und ein Junge im Alter von 5. Also komplett anders, als ich es mir vorgestellt habe, aber es hat sich mit ihnen einfach richtig angefühlt. Meine Aufgaben bestanden hauptsächlich darin, die Kinder zu wecken, ihnen Frühstück zu machen, Lunchboxen zu packen, in die Schule und zu ihren Aktivitäten zu fahren.

Rematch
Die Familie war perfekt, ich musste nicht viel arbeiten, hatte fast jedes Wochenende frei und mit den Kindern und den Eltern habe ich mich super verstanden. Das bringt jedoch nichts, wenn es Probleme in der Familie gibt. Nach der festlichen Weihnachtsstimmung, kam die Scheidung ins Haus, aufgrund eines Vorfalles zwischen der Stiefmutter und der ältesten Tochter. Zunächst schien alles normal für mich weiterzugehen. Ich lebte mit dem Vater und den Kindern, bis mein damaliger Gastvater kurz nach Neujahr von der Polizei aus unserem Haus abgeführt wurde (er hat nichts Schlimmes getan, keine Sorge). Am nächsten Tag mussten wir dann aus dem Haus, da der Stiefmutter das Haus zugesprochen wurde. Für mich hieß das, meine ganzen Sachen, die sich in einem halben Jahr angesammelt haben, und den Kindern ein paar Sachen packen und versuchen nicht auszuflippen. 

In kürzester Zeit habe ich alle möglichen Personen angerufen, da ich verzweifelt war und nicht wusste was ich machen soll. Unter anderem rief ich meine Eltern, meine besten Freunde hier und in Deutschland und natürlich meine Counselorin an. Von dieser hatte ich mir am meisten Hilfe erhofft und wurde am stärksten enttäuscht, als die gehoffte Hilfe ausblieb, denn sie machte keine Anstalten, mich abzuholen. Es war klar, dass die Kinder mit ihrer leiblichen Mutter wohnen müssen. Diese wollte mich aber nicht aufnehmen. So hat die Gastfamilie von Lara, ohne mit der Wimper zu zucken, gesagt, das sie mich aufnehmen werden. 

Doch bevor ich zu ihr konnte mussten wir noch mit dem Jugendamt und der Polizei reden. Nach diesen Terminen bekam ich einen Anruf von meinem Gastvater, dass er entlassen wurde und ob ich ihn abholen könne. Also hieß es für mich und die älteste Tochter auf zum Gefängnis! Nachdem wir ihn abgeholt hatten und Klamotten für ihn geholt haben, habe ich die beiden in ein Hotel gefahren und mich auf den Weg zu Lara gemacht.
Nach einem Treffen mit meiner Counselorin war es klar, dass ich ins Rematch muss. Das so sehr befürchtete Rematch!!! Ich kann euch sagen, ihr braucht keine Angst davor haben. Es dauerte ein bis zwei Tage, bis sich die ersten Familien meldeten. Und auch dann hörte es so schnell nicht auf. Ich bekam teilweise neun Familienvorschläge am Tag. Da ich aber in der Umgebung bleiben wollte, wartete ich bis meine Counselorin mit ihren Kolleginnen im näheren Umfeld sprach. Und tatsächlich in den letzten 5 Tagen meines Rematches, meldete sich eine Familie, die aus der Nähe kam. *yaay* 
Nachdem wir in Kontakt traten, ging auch alles ganz schnell, da mir auch nicht mehr viel Zeit blieb und ich matchte schließlich mit ihnen. Ich war so happy, da ich eine Chance bekam mein erstes Jahr zu beenden UND in der Region zu bleiben.

2.Hostfamily
Zwei Tage nachdem ich mich für die Familie entschieden habe, zog ich auch schon bei ihnen ein (vermutlich zur Erleichterung von Lara, da sie nicht mehr meinen nächtlichen Schlägen ausgesetzt war *haha*). Die Familie wohnte ungefähr eine halbe Stunde entfernt, in Sandy Springs. 
Sie bestand aus Mutter und Vater und zwei Jungs, die 11 und 9 Jahre alt waren. Zudem lebten die Eltern meiner Gastmutter mit im Haus, die unter Alzheimer und Parkinson leiden. Zwei Katzen und drei Pudel gab es auch noch, volles Haus war also angesagt. Für die Großeltern kam jeden Tag ein Pflegedienst, der sich um sie kümmerte. Meine Gastmutter arbeitete als Anwältin in Atlanta und mein Gastvater arbeitete von Zuhause, wenn er nicht auf Geschäftsreise war.

An den ersten beiden Arbeitstagen schaute ich größten Teils nur dem alten Au Pair zu. Die mir dann auch sagte, dass sie ins Rematch gegangen ist und nicht von den Gasteltern reingeschickt wurde, wie diese mir zuvor beim Telefonieren erzählten. Naja, dennoch lies ich mich auf dieses neue Abenteuer ein. Mein Tagesablauf war jeden Tag fast derselbe. Ich musste morgens aufstehen und den Kinder Frühstück machen, während die Eltern diese aufweckten. Es bestand aus einem Wechsel von Pizza, Chicken Nuggets, Corndogs und Eiern. Danach hieß es „Zeit für Pillen“, da beide ADHS hatten. Zudem gehörte es zu meinen Aufgaben, die Kinder in die Schule zu fahren. Nachdem ich sie abgeliefert hatte, gab es für mich kaum weitere Aufgaben bis zum Nachmittag, außer ein Kind musste mal wieder früher von der Schule abgeholt werden. Dieses kam bei mir so ziemlich jede zweite Woche vor. Der Ältere wurde sehr oft von der Schule früher nach Hause geschickt, sei es ob er sich nicht gut fühlte, er suspendiert wurde oder, oder, oder... War das mal nicht der Fall, holte ich beide ab und wir begaben uns auf den Heimweg. Dort verbrachten wir die Nachmittage mit Videospielen, IPad, Fernsehen oder Lego spielen. 
Ab und an habe ich sie sogar nach draußen zwingen können. Des Öfteren musste ich die Kinder auch zu außerschulischen Aktivitäten fahren.

Verlängerung
Im April bekam ich meine Verlängerungspapiere zugeschickt und dann begann die ganze Katastrophe. Mit meiner Unentschlossenheit hielt ich meine Familie und Freunde ganz schön im Grübeln. Ihr müsst wissen, ich habe mich gefühlte alle fünf Minuten anders entschieden (Sorry nochmal dafür). Ich ging mir schon selbst auf die Nerven.
Ich muss sagen, ich bin in die USA gekommen und konnte mir von Anfang an vorstellen zu verlängern. Da ich mit meiner ersten Gastfamilie super gut zurechtkam, hatte ich auch vor mit dieser zu verlängern, bis das ganze Chaos im Januar begann. Dann wurden diese Pläne erstmal auf Eis 
gelegt. 

Die Entscheidung konnte aber nicht mehr aufgeschoben werden, als die Papiere ankamen. Was sollte ich nun tun??? Nach Hause gehen? Mit derselben Familie verlängern oder noch einmal von neu starten und mit einer anderen Familie verlängern? Anders als bei Lara, haben meine Familie und vor allem meine Freunde aus Deutschland gesagt, dass sie mich so sehr vermissen und ich doch zurückkommen soll. Das hat mir die Entscheidung nicht leichter gemacht. Ich wusste, dass Lara noch ein weiteres Jahr bleibt, auf der anderen Seite war auch ganz klar, dass die andere Lara nach Hause geht. Diese rieten mir, dass das meine Entscheidung sei und ich das mit mir selbst ausmachen müsse.

Mir wurde dann relativ schnell klar, dass ich nicht mit derselben Familie verlängern möchte, sollte ich verlängern. Jetzt stand "nur" noch Deutschland oder eine neue Familie zur Auswahl. Weitere Tage vergingen und ich wusste mir rennt die Zeit davon. Man muss seine Papiere nämlich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt abschicken. Ich entschied mich letztendlich dafür, mich für ein weiteres Jahr zu bewerben und zu schauen, welche Familien sich bei mir melden würden, immer mit dem Hintergedanken, dass wenn nicht die richtige Familie dabei ist, ich immer noch nach Hause kann. 
Wie ihr merkt habe ich die Entscheidung wirklich hinausgezögert. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Familienvorschläge eintrafen und das waren nicht gerade wenige. Doch einen negativen Aspekt hatten sie alle. Sie waren nicht in der Umgebung von Atlanta. Da ich wusste, dass Lara mit ihrer Familie verlängert, wollte ich gerne in der Nähe bleiben. 
Die Zeit verging und dann, eines Tages bekam ich eine E-Mail meiner alten Counselorin, mit Familienvorschlägen, die ab Juli nach einem neuen Au Pair suchten. Zwei von den Drei schieden gleich aus. Dann war nur noch eine Familie übrig, mit denen ich dann auch in Kontakt trat. Nach zwei Telefonaten mit den Eltern, trafen wir uns auch, damit ich die Kinder kennenlernen konnte. Und was soll ich sagen? Ich habe endlich eine Entscheidung getroffen. Zwei Tage nach dem Treffen fragten sie, ob ich ihr Au Pair werden möchte und ich sagte „Ja“. Das Warten hatte endlich ein Ende. 
Die Freude der einen war das Leid der Anderen. Während sich Lara so sehr freute, musste ich einige zurück in Deutschland enttäuschen. Aber es fühlte sich einfach richtig mit dieser Familie an. Und ich glaube ein weiterer Grund, warum ich mich zum Verlängern entschieden habe war, dass ich meine Au Pair-Erfahrung nicht so enden lassen wollte. Mit dem Rematch und der nicht-so-perfekten Familie danach, wollte ich es eben noch einmal machen und diesmal richtig. Das brauchte ich einfach für mich. Bis jetzt habe ich diese Entscheidung auch noch nicht bereut. Bisher ist noch alles perfekt und ich hoffe das bleibt auch so.

Freunde
Wo soll ich nur anfangen? Ich bin so unendlich dankbar, für die Freunde, die ich hier kennen und lieben gelernt habe. Als ich mich auf dieses Jahr vorbereitet habe und mir Gedanken gemacht habe, habe ich nie über Freunde, die ich hier machen werde, nachgedacht. Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass ich 24/7 mit meiner Gastfamilie verbringen werde. Ja ich weiß, das war sehr naiv. In New York bei den Orientationstagen war ich mit zwei Mädels im Zimmer, die auch eine Gastfamilie in Atlanta hatten und gar nicht so weit weg von mir wohnten. Mit diesen habe ich allerdings nur in den ersten Monaten etwas unternommen und habe aber durch diese beide Laras kennengelernt und dafür bin ich so dankbar. Ich muss auch sagen, dass ich zu den Laras viel offener rede als je mit jemandem zuvor. Man möchte sich ja so schnell wie möglich kennenlernen und deshalb erzählt man einfach sehr viel über sich in kürzester Zeit. Rückblickend weiß ich auch nicht, was ich mir gedacht habe keine Freunde zu machen?? 
That ́s so ridiculous.. Ich wüsste nicht, was ich ohne meine Laras gemacht hätte. Die Freunde, die man hier macht, sind die einzigen Vertrauten, die nahe sind. Sie sind deine Familie hier, man vertraut ihnen so viel an, denn diese sind es, die dich nach einem anstrengenden Tag wiederaufbauen, wenn in Deutschland jeder schläft. Sie sind es, die sich deine Geschichten über deine nervigen Gastkinder anhören und sich zusammen mit dir aufregen. Also unterschätzt nicht, wie wichtig es ist, Freunde zu machen. Allerdings habt auch keine Angst davor, welche zu finden, denn das geht leichter als gedacht.




Fazit
Alles in Allem bin ich froh, dass ich diese Entscheidungen getroffen habe. Angefangen damit, mich überhaupt für ein AuPair-Jahr anzumelden, bis hin zur Verlängerung. Ich habe bereits in meinem ersten Jahr so viel gelernt und hatte die Möglichkeit, so viel der USA zu sehen. Ich bin selbstbewusster und vor allem bin ich unabhängiger geworden. Alles, was ich erlebt habe, ob positiv oder negativ, kann mir keiner nehmen und all das hat mich auf jeden Fall bereichert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen