Freitag, 14. September 2018

Recap meines Jahres Juli 2017- Juli 2018

Hallo ihr Lieben,
mit diesem Post wollte ich mir selber eine Chance geben, auf mein Jahr zurückzublicken und ein Fazit zu ziehen. Ein Au Pair Jahr kann man eigentlich nicht zusammen fassen, denn die ganzen Höhen und Tiefen muss man selber mal erlebt haben, jedoch werde ich mein Bestes geben und euch somit daran teilhaben lassen.  

1. Hostfamily 
Meine Bewerbung hatte ich Ende November 2016 abgeschickt. Anfang Januar kamen dann die ersten Gastfamilienvorschläge. Am Anfang dachte ich ähnlich wie Lara, die jeder Gastfamilie eine Chance geben wollte. Ab Mitte Februar bekam ich jeden Tag ein bis zwei Emails und beschloss dann, alle Gastfamilien schon anhand der Fotos und dem Brief auszusortieren. Ich weiß, dass das ziemlich hart klingt, aber irgendwo musste ich eine Grenze ziehen. Ich schrieb allen Gastfamilien eine nette Absage und erklärte ihnen auch, warum wir kein perfektes Match wären. Insgesamt hatte ich 28 Familien, die sich für mich interessierten. Die meisten kamen aus New York, New Jersey, Maryland und Virginia. Manche Familien hatten 4 Kinder, die meisten zwei und manche sogar nur eins. Ich hatte auch nur einen Gastvater, nur eine Gastmutter oder zwei Gastmütter als Konstellation. 
Ende März kontaktierte mich meine jetzige Gastfamilie. Meine Gastmutter schickte mir Bilder und einen Brief. Nach einigem hin und her schreiben rief ich sie über Skype an. Das erste Mal redete ich nur mit ihr alleine, das zweite Mal mit dem damaligen Au Pair und das dritte Mal mit der ganzen Familie. Beim vierten "Skype-Date" fragte mich meine Gastmutter die alles entscheidende Frage und ich sagte "Ja".  
Kommen wir nun zu meiner Gastfamilie. Sie besteht aus Gastmutter, Gastvater, zwei Mädels (8 Jahre und 5 Jahre alt) und einem Hund. Meine Kleine ging Montag bis Donnerstag in die Pre-K (=Kindergarten) von 9-13 Uhr. Morgens musste ich ihr Frühstück machen und ihr insgesamt helfen. Kurz vor 9 Uhr verließen wir das Haus und ich fuhr sie zu ihrer Pre-K. Bis 13 Uhr hatte ich frei, musste jedoch ein Mal in der Woche Wäsche waschen und gucken, dass die Zimmer der Kinder ordentlich sind. Um 13 Uhr holte ich meine Kleine ab und legte sie zum Mittagsschlaf hin. Gegen 14:30 Uhr lief ich 2 min zu unserer Bushaltestelle und holte meine Große vom Bus ab. Dann liefen wir wieder zurück und machten Hausaufgaben, aßen, lasen Bücher und spielten. Nach circa 2-3 Stunden weckte ich meine Kleine auf und gegen 18-18:30 Uhr war ich off. 
Mit meiner Gastfamilie bin ich öfter mal wohin gefahren, bzw. verreist. Sie fragten mich immer, ob ich mit möchte und ich fühle mich sehr Teil ihrer Familie. Mit meiner Gastmutter verstehe ich mich sehr gut, wir reden öfter über Dinge aus unserem Leben und gucken zusammen Filme. Mit meinem Gastvater komme ich auch sehr gut klar, manchmal gehen unsere Meinungen etwas auseinander, aber da habe ich gelernt, einfach den Mund zu halten, denn man muss die Menschen so nehmen, wie sie sind. 

2. Freunde
Zuerst interessierte ich mich überhaupt nicht für andere Au Pairs. Das klingt jetzt komisch, aber in dem ersten Monat unternahm ich sehr viel mit meiner Gastfamilie am Wochenende, sodass neue Freunde finden nicht unbedingt auf meiner To Do Liste stand. Einer der Gründe, warum ich auch so ein gutes Verhältnis mit meinen Gasteltern habe, liegt daran, wie viel Zeit ich am Anfang mit ihnen verbrachte. Mich schrieben ein paar Au Pairs an und ich traf mich in meiner zweiten Wochen mit einem Au Pair aus Brasilien. Daraus wurde aber irgendwie nichts und ein paar Wochen später wurde ich von einem Au Pair aus Österreich zu einem Treffen eingeladen. Dort lernte ich Jana kennen und unternahm ab sofort etwas mit dieser Gruppe. Insgesamt waren wir sechs Mädels aus Deutschland, eine aus Österreich. Leider brachen zwei ihr Jahr ab und man entfernte sich etwas von den Leuten, mit denen man ohne die Gruppe nicht so wirklich was angefangen hätte. 
Daraus entstand zum Glück meine Freundschaft mit Jana und Lara. Wir verstanden uns von Anfang an sehr gut. So eine offene und ehrliche Freundschaft hatte ich schon lange nicht mehr. Da wir drei nur uns hatten, erzählten und teilten wir alles miteinander. Ich erzählte Sachen, die ich niemanden zuvor erzählt hatte und erfuhr viel über mich selbst. Wer so eine Freundschaft jemals findet, sollte sie nie wieder loslassen. Jana und Lara erlaubten mir, ich selbst zu sein, und auch mal Fehler zu machen. Ich höre viel von anderen Au Pairs, die eine Gruppe von Leuten hatten, nicht ein bis zwei Freunde und das ist auch total normal. Ich weiß auf jeden Fall, dass ich Freunde fürs Leben gefunden habe und dafür kann ich mich echt glücklich schätzen. 





3. Verlängerung 
Am Anfang wusste ich sofort, dass ich verlängern will. Mir gefiel es hier so gut und ich wusste nicht wirklich, was ich in Deutschland machen sollte, wenn ich zurückgegangen wäre. Studieren ja, aber was wusste ich nicht. Als ich dann etwas länger in meiner Familie lebte und merkte, dass nicht alles perfekt lief und wie chaotisch meine Gasteltern manchmal sind, fiel mir die Entscheidung doch nicht mehr so einfach. Sollte ich noch ein Jahr bleiben oder zurückgehen und studieren? Nach einigen Überlegungen und Absprache mit meiner Mama und meinen Freunden, setzte ich mich zusammen mit meinen Gasteltern hin und redete über mein zweites Jahr. 
Meine Counslerin meinte, dass ich mit meinen Gasteltern über Wünsche reden könnte und dies tat ich dann auch. Ich wollte einige Sachen ansprechen, die mir über das Jahr aufgefallen sind und die mich störten. Zum einen waren dies kleine Sachen, wie, meinen Schedule auf einen Kalender zu schicken, damit die ganze Familie ihn sehen kann und jeder weiß, wann ich off und on bin. Zum anderen war da jedoch das Problem mit den Kameras. Wer jetzt nicht weiß, wovon ich rede, sollte nochmal zurückgehen und den Post lesen. Meine Gasteltern meinten, dass sie bei den Kameras nichts ändern würden und ich meinte, dass ich mir überlegen müsste, ob ich ein zweites Jahr bleiben wollte. Wer überlegt, ob er ein zweites Jahr bleiben will, sollte sich auf jeden Fall eine Pro und Kontra Liste anlegen. Bei mir überwog die Pro Seite und als ich mit meiner Familie aus Deutschland redete und das "okay" bekam, beschloss ich meine Verlängerungspapiere zu unterschreiben. 

4. Vorstellungen/Wünsche/Erwartungen 
Hier möchte ich gerne Laras Satz übernehmen: Wer euch sagt, dass es genauso war, wie er es sich vorgestellt hat, lügt euch knallhart an. Ich hatte viele Erwartungen an meine Gasteltern, an meinen Counselor und an mein Jahr. 

Ich wollte unbedingt eine gute Beziehung zu meinen Gasteltern. Deswegen verglich ich jede Situation mit meinem anderen Auslandsjahr und musste schnell zu dem Entschluss kommen, dass es leider nicht so ist. Ich ging damals auf eine High School, war 16 Jahre alt und meine Gastfamilie war meine neue Familie, die sich um mich kümmerte. 
Hier, als Au Pair, mit meinen 19 Jahren (jetzt 20), konnte ich nicht so viel von meinen Gasteltern erwarten, da diese zugleich meine Arbeitgeber waren, die mich eingestellt hatten, damit ich auf ihre Kinder aufpasse. Ich gab mein bestes, um mich gut mit ihnen zu verstehen, sah aber auch, dass es schwierig war, sobald es um die Kinder ging. Zum einen war ich eine neue Freundin meiner Gastmutter, zum anderen sagte mir sie, was ich wie mit ihren Kindern machen sollte. Zum einen passe ich auf ihre Kinder auf und bin eigenständig, aber zum anderen erinnert sie mich an Sonnencreme, wenn ich mit meinen Freunden weggehe. Ich bin froh, über die gute Beziehung, die ich mit meinen Gasteltern führe, kann allerdings nicht erwarten, dass diese mich nach einem anstrengenden Tag wieder aufbauen, da sie selber zur Arbeit gehen und ihren Ballast mit sich herumschleppen. Manche Gasteltern wollen gut mit ihrem Au Pair zurechtkommen, andere sehen ein Au Pair nur als Angestellte, die auf ihre Kinder aufpasst. Ich bin froh, dass ich mit meinen Gasteltern so gut klar komme. 

Erwartungen an meinen Counselor hatte ich auch. Da ich in meinem anderen Auslandsjahr so schwer enttäuscht wurde, erhoffte ich mir hier bessere Unterstützung. Als ich meinen Counselor zum ersten Mal traf, sah ich jemanden, der mir als Freundin, sowie als Counselor zur Seite stehen könnte. Leider ist Aussehen nicht alles und nach einigem hin und her stellte sich heraus, dass man sich nicht so wirklich auf sie verlassen kann. Ich höre ein Mal im Monat etwas von ihr. Wie es mir eigentlich geht, fragt sie nicht. Im Stich gelassen wurden meine Freundinnen öfter und so vertraute ich mich ihr nicht an, als es hieß, dass ich operiert werden müsste. (Warum ich operiert werden musste, könnt ihr hier nach lesen) Im Nachhinein sehe ich ein, dass dies ein Fehler war und ich rief sie auch an, um ihr alles zu erzählen, aber ihr glaubt ja wohl nicht, dass sie nach meiner OP mal aufkreuzte, um zu sehen, wie es mir geht? Nope. Ich führe ein ganz gutes Verhältnis mit ihr, welches sich jedoch auf Abstand und ab und zu mal melden begrenzt. 

Ein anderer wichtiger Punkt war das Reisen. Ich wollte mit dem Geld, welches ich wöchentlich bekomme, so viel wie möglich von den USA bereisen. Für mich war von Anfang an klar, was ich sehen wollte. Kalifornien, Grand Canyon, Boston, Las Vegas, Texas und und und. Ich bin echt zufrieden. Bis jetzt bin ich fast jeden Monat verreist (was ihr hier nochmal nachlesen könnt). Ich muss sagen, dass es mir vor allem bei Heimweh viel geholfen hat, mich auf die vorstehende Reise zu freuen. 

Nach meinem ersten Jahr ist mir auch aufgefallen, dass ich mir mehr kulturellen Austausch wünsche. Hört sich erstmal komisch an, aber schließlich sind wir Au Pairs mit dem J-1 Visa hier, welches kulturellen Austausch beinhaltet. Damit meine ich, dass ich mir manchmal von meinen Gasteltern mehr Interesse gewünscht hätte. Die meisten Probleme, die ich mit meinen Gasteltern habe, sind meistens charakterliche oder kulturelle Differenzen. Zum Beispiel gab es eine Zeit, wo meine Gasteltern ganz oft zu spät kamen, ohne sich wirklich zu entschuldigen. Ich, als Deutscher, sehe Pünktlichkeit als etwas Respektvolles an. Leider hat meine Gastmutter dies nicht verstanden und da hätte ich mir mehr Verständnis gewünscht, da ich schließlich aus einem anderen Land komme und das in meiner Kultur anders ist. In Deutschland feiert man seinen Geburtstag auch nicht vor. Meine Gastmutter wollte unbedingt meinen Geburtstag an dem Wochenende vor meinem eigentlichen Geburtstag feiern. Wenn ich meinen Geburtstag in Deutschland vorfeiere oder jemanden vor seinem Geburtstag gratuliere, wird dies als Unglück bezeichnet. Hier macht dies jeder und meine Gastmutter verstand nicht so wirklich, warum ich das nicht wollte. 

Erwartungen an meine Freunde zu Hause hatte ich nicht so viele, da ich das schon aus meinem anderen Auslandsjahr kenne. Dies soll nicht heißen, dass ich sie nicht gern habe, aber ich weiß, wie schwer es ist, mit jemanden Kontakt zu halten, der am anderen Ende der Welt lebt. Natürlich wünsche ich mir manchmal mehr Kontakt, der nicht immer von mir aus kommen sollte, jedoch sieht man, wenn man erstmal weggeht, wer seine wahren Freunde sind. An alle da draußen, egal ob Au Pair oder nicht: Eure Liebsten freuen sich immer über eine kurze Nachricht, in der ihr fragt, wie es ihnen geht. Ich weiß, dass Interesse bei beiden Seiten bestehen muss, jedoch ist es echt schwer für diejenigen, die ins Ausland gehen, da wir ein neues Leben in einem neuen Land anfangen und als Au Pair viel um die Ohren haben. 

Mein Tipp für euch: Kommunikation ist das A und O. Meine Gasteltern schätzen es sehr, dass ich so offen mit ihnen rede und gleich alles anspreche, was mich stört. Ich weiß, dass jeder Typ anders ist, aber traut euch Sachen anzusprechen, die euch stören. Muss auch nicht mal etwas sein, was euch stört! Es kann auch etwas sein, was euch aufgefallen ist und ihr traut es euch nicht anzusprechen. Für diejenigen schicke ich ein ganz großes "Ihr schafft das" und denkt euch bitte; was kann im schlimmsten Fall passieren? Eure Gasteltern werden euch den Kopf schon nicht abreißen, sie sind auch nur Menschen. 

5. Fazit
Wow. So ein Au Pair Jahr hat seine Höhen und Tiefen. Aber es bereitet euch auch auf das echte Leben vor. Nicht alles im Leben ist perfekt. Ihr werdet überall an Ecken und Kanten stoßen und das Au Pair Jahr ist nur ein kleiner Teil eures Lebens, der aber so viel bedeuten kann, wenn ihr dies zulasst. 
Wer sich jetzt fragt, ob er ein Au Pair werden sollte, bitte überlegt es euch gut. Ich habe so viele Mädels gesehen, die abgebrochen haben, weil es doch nicht ihr Ding war. Geht nicht naiv an die Sache heran. Ihr werdet Heimweh bekommen, eure Kinder werden euch an manchen Tagen aufregen und insgesamt könntet ihr manchmal einfach nur kotzen. ABER.. es gehört zum Leben dazu. Seid ihr so jemand, der damit klar kommt und Kinder liebt, würde ich es euch nur ans Herz legen. Seid ihr aber jemand, der noch nie weg war und schon jetzt weint, wenn ihr daran denkt ein Jahr weg zu sein, überhaupt nicht das Abenteuer an der Sache sieht, sondern nur Probleme, dann überlegt euch bitte dreimal, ob ein Au Pair Jahr das Richtige für euch ist. Ich liebe meine Mädels und würde mit niemandem tauschen wollen. Dies wird eins meiner besten Jahre meines Lebens sein, das mir niemand mehr nehmen kann. Ich bin unfassbar stolz auf alle, die sich auf unbekannte Wege begeben und ihr altes Leben zurücklassen. Wenn euch das Heimweh mal wieder packt, erinnert euch einfach daran, warum ihr hier seid und klopft euch mal ruhig auf die Schulter, denn was ihr hier macht, ist echt mutig! 
Hoffentlich öffnet dies dem einen oder anderen die Augen,
eure Lara






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